Der Mercosur, auch bekannt als „Gemeinsamer Markt des Südens“, ist das bedeutendste Wirtschafts- und Handelsbündnis in Südamerika. Gegründet wurde er am 26. März 1991 mit dem Ziel, den freien Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehr zwischen seinen Mitgliedsstaaten zu ermöglichen.
Die Organisation mit Sitz in Montevideo, Uruguay, besteht aus den vier Gründungsstaaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay. Seit Juli 2024 ist auch Bolivien offiziell beigetreten – allerdings wird das neue Abkommen zwischen der EU und dem Mercosur für Bolivien noch nicht gelten.
Ein neuer Meilenstein im transatlantischen Handel
Am 6. Dezember 2024 wurde auf dem Mercosur-Gipfel in Montevideo die politische Einigung über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur verkündet – nach mehr als 25 Jahren Verhandlungen. Die Vereinbarung schafft eine der größten Freihandelszonen der Welt, mit einem gemeinsamen Markt von rund 718 Millionen Menschen und fast 25% des globalen Bruttoinlandsprodukts.
Ziel des Abkommens ist die Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Regionen durch den Abbau von Handelshemmnissen. Darüber hinaus umfasst es künftige Regelungen in Bereichen wie dem Schutz geistigen Eigentums, der Angleichung von Umwelt- und Gesundheitsstandards sowie der Regulierung öffentlicher Auftragsvergaben.
Bedeutung für exportorientierte Unternehmen
Für Unternehmen bringt das Abkommen weitreichende Vorteile. Es etabliert einen neuen rechtlichen Rahmen, der Verfahren vereinfacht, Kosten reduziert und die Vermarktung von Waren und Dienstleistungen auf beiden Seiten erleichtert. Besonders relevant ist das für Branchen wie Infrastruktur, Technologie und Dienstleistungen. Firmen erhalten einen verbesserten Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen in den jeweiligen Märkten.
Zusätzlich sollen Schutzmechanismen für geistiges Eigentum – etwa Patente und Marken – gestärkt werden. Ein weiterer zentraler Bestandteil ist die Einführung von klar definierten Streitbeilegungsverfahren, die für mehr Rechtssicherheit sorgen und potenzielle Konflikte zwischen Unternehmen oder staatlichen Stellen künftig verlässlicher regeln.
Entlastung durch Zollabbau
Ein wesentlicher Hebel des Abkommens liegt im Wegfall von Zollabgaben, der insbesondere für exportstarke EU-Unternehmen eine erhebliche Entlastung bringen dürfte. Derzeit erhebt der Mercosur auf Importe teils sehr hohe Zölle – etwa 35% auf Autos, 14 bis 20% auf Maschinen und bis zu 18% auf Chemikalien. Durch das Abkommen sollen etwa 90% dieser Zölle abgeschafft werden, was laut Schätzungen zu einer jährlichen Einsparung von rund vier Milliarden Euro für europäische Unternehmen führen könnte – ein bedeutender Effekt, insbesondere angesichts aktueller handelspolitischer Spannungen weltweit.
Umsetzung noch in Vorbereitung
Bis das Abkommen tatsächlich greift, sind noch mehrere Schritte notwendig. Zunächst steht die rechtliche Prüfung des Textes an, anschließend muss er in alle Amtssprachen der Mitgliedstaaten übersetzt werden. Danach folgen die Ratifizierungsprozesse in den jeweiligen nationalen und supranationalen Gremien sowohl der EU als auch des Mercosur. Ein konkreter Zeitplan für die Umsetzung liegt derzeit nicht vor. Allerdings haben sich Deutschland und Brasilien bereits für eine schnelle Ratifizierung ausgesprochen.