Seit Juni 2019 gelten die Verhandlungen über das umfassende Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem wichtigsten Wirtschaftsbündnis Lateinamerikas als abgeschlossen. Die ersten, bilateralen Gespräche hierfür fanden bereits vor über 20 Jahren statt. Der Freihandelspakt ist Teil eines Assoziierungsabkommens, dessen Ausarbeitung die endgültige Verkündung der bilateralen Partnerschaft verzögert und womöglich sogar gefährdet.

Ein zentraler Grund für Bedenken auf europäischer Seite sind die verhältnismäßig lockeren Umweltschutzbestimmungen bei den Mitgliedsländern der lateinamerikanischen Handelsorganisation, welche für europäische Unternehmen Wettbewerbsnachteile mit sich bringen dürften. Insbesondere französische Landwirte befürchten eine Flutung des europäischen Marktes mit Gütern zu Tiefstpreisen. Um dieser Gefährdung zuvorzukommen, hat die EU Mitte 2023 eine Zusatzvereinbarung für die Nichteinhaltung bestimmter Umweltschutzstandards mit Sanktionen vorgeschlagen. Die Mercosur-Staaten lehnten diesen Vorschlag jedoch mehrheitlich ab.

Auf südamerikanischer Seite werden unterdessen wirtschaftliche Verbindungen zu China zunehmend ausgebaut, was den aktuellen Stand der Verhandlungen über das Assoziierungsabkommen zusätzlich belasten dürfte. Mit einem Abschluss vor den Europawahlen 2024 ist daher wohl nicht mehr zu rechnen.

Dabei wäre eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit im Interesse beider Wirtschaftsblöcke. Das EU-Mercosur-Abkommen wäre mit rund 800 Millionen Einwohnern die größte Freihandelszone der Welt. Bereits im Jahr 2023 betrug das Handelsvolumen 118,3 Milliarden US-Dollar. Handelshemmnisse wie z.B. Zölle, die aktuell für rund 85 Prozent aller EU-Ausfuhren in den Mercosur anfallen, würden wegfallen. Unternehmen könnten so jährlich über 4 Milliarden Euro sparen.

Die derzeitigen Mitgliedsstaaten des wirtschaftlichen Bündnisses Mercosur (Mercado Común del Sur – auf Deutsch: Gemeinsamer Markt des Südens) sind Argentinien, Brasilien, Bolivien, Paraguay und Uruguay, nachdem Venezuela im Dezember 2016 vom Bündnis ausgeschlossen worden ist.

 

Quelle: GTAI