Angesichts der wachsenden Unsicherheit im Handel mit den USA suchen kanadische Unternehmen nach zuverlässigen Alternativen, um ihre Lieferketten zu stabilisieren. Deutsche Unternehmen könnten von dieser Entwicklung profitieren.
Seit dem 4. März 2025 hat die US-Regierung neue Zölle auf kanadische Waren eingeführt. Allerdings wurden nicht alle ursprünglich angekündigten Maßnahmen umgesetzt. Aktuell gelten folgende Zölle:
- 25 Prozent auf Waren, die nicht den Ursprungsregeln des USMCA entsprechen
- 10 Prozent auf aus Kanada importierte Energieprodukte, die keine USMCA-Präferenzen geltend machen können.
- 10 Prozent auf aus Kanada und Mexiko importiertes Kali, das keine USMCA-Präferenzen geltend machen kann.
- Keine Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko, die USMCA-Präferenzen geltend machen können.
Diese Maßnahmen stellen eine erhebliche Belastung für die kanadische Wirtschaft dar. Infolge dessen könnte sich der kanadische Markt verstärkt nach alternativen Handelspartnern umsehen – eine Gelegenheit, die deutsche Unternehmen für sich nutzen könnten.
Kanadas Handel unter Druck
Von den US-Zöllen betroffen sind zahlreiche Industriezweige, darunter Maschinenbau, Pharma, Lebensmittel und der Agrarsektor. Insbesondere Branchen mit stark integrierten Lieferketten geraten in Bedrängnis. Zwar sind Autos noch von den Zöllen ausgenommen, doch dies dürfte nur eine temporäre Erleichterung sein.
Die Reaktion Kanadas auf diese Entwicklung war entschieden: Die Regierung verhängte Gegenzölle auf US-Importe im Wert von 30 Milliarden US-Dollar und rief die Bevölkerung dazu auf, amerikanische Produkte zu boykottieren. Premierminister Justin Trudeau empfahl zudem, auf Reisen in die USA zu verzichten.
Auswirkungen auf die kanadische Wirtschaft
Bereits die Ankündigung der US-Zölle sorgte für wirtschaftliche Unsicherheit in Kanada. Prognosen der Royal Bank of Canada deuten darauf hin, dass das kanadische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um bis zu 2,6 Prozent schrumpfen könnte.
Besonders betroffen sind folgende Sektoren:
- Automobilindustrie und Kfz-Teile
- Grundchemie
- Maschinenbau (Land-, Bau- und Bergbaumaschinen)
- Erdöl- und Kohleprodukte
- Primärmetallindustrie
- Luft- und Raumfahrtindustrie
- Pharmaindustrie
- Kunststoffindustrie
Chancen für deutsche Unternehmen
Vor diesem Hintergrund bietet sich deutschen Unternehmen eine strategische Gelegenheit:
- Kanada könnte verstärkt Maschinen „Made in Germany“ importieren. Bislang wurden rund 50 Prozent der Maschinen und Ausrüstungen aus den USA bezogen. Da diese Importe nun verteuert werden, könnten deutsche Anbieter in die Lücke stoßen.
- Auch Kfz-Teile, Elektronik und chemische Erzeugnisse könnten verstärkt aus Deutschland bezogen werden.
- Kanada plant den Ausbau seiner Exportinfrastruktur, um sich unabhängiger von den USA zu machen. Das bedeutet neue Möglichkeiten für deutsche Unternehmen im Bereich Energie, Rohstoffe und Maschinenbau.
Quelle: GTAI