Das Interimshandelsabkommen (ITA) zwischen der EU und Chile, das seit dem 1. Februar 2025 gilt, markiert einen wichtigen Schritt für den bilateralen Handel. Es reduziert nahezu alle bestehenden Zölle und modernisiert die Ursprungsregeln, was den Austausch von Waren deutlich erleichtert.
Mit Inkrafttreten des ITA entfallen 99,9 % der Zölle für EU-Ausfuhren nach Chile. Besonders profitieren Hersteller von industriellen Gütern sowie Exporteure landwirtschaftlicher Produkte wie Milch und Lebensmittelzubereitungen. Für sensible Agrarprodukte – darunter Fleischsorten, bestimmte Obst- und Gemüsesorten sowie Olivenöl – gelten weiterhin Zölle. Zucker ist ebenfalls von der Zollbefreiung ausgenommen. Zudem entfällt das bisherige Zollkontingent für europäischen Käse. Gleichzeitig genießen chilenische Unternehmen weiterhin zollfreien Zugang zu den EU-Märkten für sämtliche Industriegüter und erhalten verbesserte Bedingungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse im Rahmen von Kontingenten.
Ein zentrales Element des Abkommens ist die Vereinfachung der Ursprungsregeln. Produkte, die entweder vollständig in der EU oder Chile hergestellt wurden oder ausreichend be- bzw. verarbeitet sind, können bevorzugt behandelt werden. Besonders praktisch: Vormaterialien aus Chile gelten als EU-Ursprungserzeugnisse und umgekehrt – ein deutlicher Vorteil für global verzweigte Lieferketten. Zudem erlaubt das ITA eine Toleranzregel von zehn Prozent für den Anteil nichtursprungsberechtigter Materialien, mit Ausnahmen für Textilien und Bekleidung.
Für den präferenziellen Warenverkehr genügt eine Ursprungserklärung, die der EU-Ausführer selbst ausstellt. Bei Sendungen über 6.000 Euro erfolgt dies über das bekannte REX-System. Alternativ können Importeure auf Basis vorliegender Informationen die Zollpräferenz beantragen.
Das ITA bleibt in Kraft, bis das umfassendere Advanced Framework Agreement (AFA), das neben dem Handel auch Investitionsschutzbestimmungen und politischen Dialog umfasst, von allen EU-Mitgliedstaaten ratifiziert wurde. Während Chile den Ratifizierungsprozess bereits im November 2024 abgeschlossen hat, steht dieser Schritt in der EU noch aus.
Mit dem ITA setzen die EU und Chile ein starkes Signal für offenen, nachhaltigen Handel und schaffen gleichzeitig klare, vereinfachte Rahmenbedingungen für Unternehmen beider Seiten. Damit entsteht nicht nur unmittelbares Potenzial für den bilateralen Warenaustausch, sondern auch eine tragfähige Basis für den künftigen Ausbau der Partnerschaft.
Quelle: GTAI