Kanada investiert massiv in die industrielle 3D-Drucktechnologie und stärkt damit seine Position als Innovationsstandort für moderne Fertigung. Unternehmen aus Deutschland können von dieser Entwicklung profitieren – insbesondere in Bereichen wie Luftfahrt, Medizintechnik und lokaler Ersatzteilproduktion.
Additive Fertigung als Innovationstreiber der Industrie
Der Markt für additive Fertigung (Additive Manufacturing, AM) wächst in Kanada rasant. Zwar liegen keine offiziellen Kennzahlen vor, doch gilt die Technologie als wichtiger Faktor für die digitale Transformation der Industrie. Vor allem in den wirtschaftlich starken Regionen Ontario und Québec, die gemeinsam über ein Zehntel des kanadischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften, wird der 3D-Druck gezielt gefördert.
Laut „Wohlers Report 2025“ zählt Kanada bereits zu den zehn führenden Ländern im industriellen 3D-Druck. Während die USA, Deutschland und Japan die Spitzenpositionen halten, überzeugt Kanada durch seine Fortschritte in der Materialentwicklung und der praktischen Anwendung.
Breites Einsatzspektrum in Schlüsselbranchen
Besonders stark wächst die Nachfrage nach AM-Lösungen in der Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und Automobilproduktion. Auch Biotechnologie, Umwelttechnologien sowie die Verteidigungsindustrie setzen zunehmend auf 3D-Druck, etwa für komplexe Bauteile, die mit herkömmlichen Verfahren kaum realisierbar sind.
Unternehmen wie Bombardier nutzen additive Verfahren zur Herstellung leichter Komponenten, während Magna International robotergestützte Fertigungsprozesse integriert. Spezialisten wie Agile Manufacturing und Anubis 3D setzen auf schnellen Werkzeugbau via 3D-Druck für Prototypen und Kleinserien. Besonders gefragt sind Materialien mit hoher Festigkeit und geringem Gewicht, darunter faserverstärkte Kunststoffe und hybride Werkstoffe.
In der Medizintechnik ermöglichen 3D-Druckverfahren individuelle Lösungen – etwa patientenspezifische Implantate und Prothesen, gefertigt mit präzisen Technologien wie Laser-Pulverbettfusion und Elektronenstrahlschmelzen.
Staatliche Förderung für industrielle Skalierung
Die kanadische Regierung unterstützt den Markt für additive Fertigung mit gezielten Förderprogrammen wie dem Strategic Innovation Fund (SIF). Zunehmend steht hierbei die industrielle Skalierbarkeit im Vordergrund. So produziert Agile Manufacturing bereits Kleinserien für Kunden aus Luftfahrt, Medizintechnik und Automobilsektor – von Gehäusen über Halterungen bis hin zu Silikonelementen.
Lokale Produktion stärkt Versorgungssicherheit
Der 3D-Druck reduziert zudem die Abhängigkeit von globalen Lieferketten und ermöglicht günstige Fertigung – ein Vorteil vor allem in entlegenen Regionen Nordkanadas, wo Transportkosten und Wetterbedingungen Herausforderungen darstellen. AM erlaubt dort die schnelle Herstellung benötigter Ersatzteile direkt vor Ort.
Chancen für deutsche Technologieanbieter
Für deutsche Unternehmen mit Expertise in Materialtechnologie, Drucksystemen, Software und nachhaltiger Produktion bietet Kanada einen innovationsfreundlichen Markt mit hoher Kooperationsbereitschaft. Besonders gefragt sind Lösungen in diesen Bereichen:
- Leichtbaukomponenten für Luftfahrt und Mobilität
- biokompatible Materialien für Medizintechnik
- Vor-Ort-Ersatzteilfertigung
- regenerative Werkstoffe und digitale Produktionssteuerung
Die Zusammenarbeit wird durch Programme wie ZIM und NRC-IRAP gefördert, die gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte unterstützen.
Forschung, Vernetzung und neue Partnerschaften
Das deutsch-kanadische Projekt AI-SLAM, geleitet vom Fraunhofer ILT und dem National Research Council of Canada (NRC), zeigt den hohen Innovationsgrad der bilateralen Kooperation. Ziel war die Entwicklung KI-basierter Software zur Automatisierung von Laserprozessen für die Reparatur und Beschichtung von Metallteilen – die resultierende Plattform OpenARMS soll nun industriell eingesetzt werden.
Mit der Kombination aus staatlicher Unterstützung, industrieller Nachfrage und offener Kooperationskultur etabliert sich Kanada zunehmend als attraktiver Partner für deutsche KMU in der additiven Fertigung.
Quelle: GTAI

