Die Europäische Kommission hat ein neues Instrument zur Einfuhrüberwachung eingeführt, um die EU gezielter gegen plötzliche Importanstiege und daraus resultierende Wettbewerbsverzerrungen zu schützen. Das System richtet sich insbesondere gegen sogenannte Handelsumlenkungen – also Fälle, in denen Waren, die ursprünglich für andere Märkte bestimmt waren, verstärkt in den EU-Binnenmarkt gelangen, etwa infolge restriktiver Handelsmaßnahmen außerhalb der EU.

Frühwarnsystem auf Zolldatenbasis

Kernstück des neuen Instruments ist ein datenbasiertes Monitoring-System, das auf aktuellen Zollinformationen beruht. Damit soll die Kommission frühzeitig ungewöhnliche Anstiege bei Einfuhren erkennen und analysieren können. Ziel ist es, problematische Entwicklungen rechtzeitig zu identifizieren und angemessene Schutzmaßnahmen einleiten zu können – etwa in Form von Antidumpingzöllen oder Antisubventionsmaßnahmen.

Die Rolle der neuen Taskforce

Im Rahmen dieser Initiative wurde eine Taskforce für Einfuhrüberwachung eingerichtet, die unter der Leitung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen steht. Die Taskforce arbeitet seit April 2025 an der systematischen Auswertung von Einfuhrtrends. Sie nutzt ein internes Dashboard, das monatlich aktualisierte Einfuhrstatistiken ermittelt. Im Fokus stehen Warengruppen, bei denen ein auffälliger Anstieg der Einfuhrmengen bei gleichzeitig sinkenden Preisen festgestellt wird – ein mögliches Warnsignal für Marktverzerrungen.

Beteiligung der Wirtschaft ausdrücklich erwünscht

Die Kommission ruft Hersteller, Industrieverbände und Mitgliedstaaten dazu auf, sich aktiv einzubringen. Sie sollen regelmäßig das Dashboard überprüfen, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen. Zudem können Unternehmen über einen Fragebogen Marktinformationen und branchenspezifische Daten übermitteln, um fundierte Bewertungen und mögliche Schutzmaßnahmen zu ermöglichen. Dabei soll vermieden werden, dass nachgelagerte Branchen unbeabsichtigt benachteiligt werden.

Dashboard-Ergebnisse gezielt prüfen

Das monatlich veröffentlichte Datenblatt der EU-Kommission bietet Unternehmen eine konkrete Möglichkeit, potenziell schädliche Importentwicklungen zu erkennen. EU-Hersteller und Branchenvertreter können mithilfe der achtstelligen Kombinierten Nomenklatur (KN-Code) gezielt prüfen, ob es bei bestimmten Warengruppen auffällige Einfuhranstiege oder Preisrückgänge im Jahresvergleich gegeben hat.

Die Liste ist nach dem Gesamtwert der Importe („Ranking on value“) sortiert und zeigt für jede Warennummer die prozentuale Veränderung von Einfuhrmenge und Preis gegenüber dem Vorjahr. Auf diese Weise lassen sich Frühindikatoren für Handelsumlenkungen erkennen, die sich möglicherweise auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit auswirken könnten.

Proaktiver Dialog mit Drittstaaten

Ergänzend führt die Kommission einen Dialog mit wichtigen Handelspartnern wie China, um Handelsumlenkungseffekte frühzeitig zu identifizieren und Entwicklungen im Blick zu behalten, die sich auf den EU-Markt auswirken könnten.

Die aktuellen Dashboard-Ergebnisse zur Einfuhrüberwachnung stellt die EU-Kommission monatlich über das CIRCABC-Portal (Communication and Information Resource Centre for Administrations, Businesses and Citizens) bereit: Hier klicken.

 

Quelle: Europäische Kommission (in englischer Sprache)